Markus Dellori (l.) erklärt der Besuchergruppe um MdL Dr. Andre Baumann (3.v.r.) den Aufbau einer Batterie.
Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter der Grünen, und Mitglieder der Reilinger Grünen informierten sich bei Besuch des Unternehmens DellCon über Entsorgung und Recycling von Lithium-Ionen-Batterien
„Baden-Württemberg ist Automobilland und soll das auch bleiben. Es geht um zehntausende Arbeitsplätze. Unsere Automobilunternehmen fahren geradeaus in Richtung Elektromobilität. Darum ist es wichtig, dass Elektrobatterien konsequent und professionell nach ihrem Einsatz im E-Auto ausgebaut, in einem zweiten Leben verwendet oder die darin kritischen Rohstoffe recycelt werden“, stellte Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter der Grünen, bei seinem zweiten Besuch der Firma DellCon fest. „Mit Ihrem Unternehmen bieten Sie eine Lösung mit Weitsicht, die wir dringend benötigen.“
Gemeinsam mit Anna-Lena Becker, Lisa Dorn, Jochen Rotter und Simon Schell vom Ortsverband der Reilinger Grünen besuchte der Abgeordnete die beiden Produktionsstandorte des Unternehmens in Reilingen. Die Firma mit Verwaltungssitz in Hockenheim befasst sich mit dem Transport von Lithium-Ionen-Batterien und hat sich hierbei auf den Transport von kritisch-defekten Batterien spezialisiert. Ein weiterer Bereich ist das Betesten von gebrauchten Batterien, um eine mögliche Weiterverwertung im sogenannten „Second Life“ zu ermöglichen. Neben der Betriebsstätte in der Industriestraße gibt es seit Februar 2023 in der Daimlerstraße einen zweiten Produktionsstandort, der nahezu CO2-neutral betrieben wird. Hierzu wird der Strom genutzt, der durch die Entladung von Batterien gewonnen wird. DellCon strebt an, diesen gewonnen Strom zeitnah auch ins Stromnetz einspeisen zu können.
„Uns ist es wichtig, unseren Kunden eine Gesamtlösung der Reverse-Logistik in Verbindung mit der Chance auf Weiterverwendung aus einer Hand bieten zu können“, erläuterte Maja Jung, die zusammen mit Markus Dellori und Nicole Jung-Dellori die Geschäftsführung von DellCon bildet. „Daher umfasst unser Portfolio neben dem Transport von Batterien auch deren Demontage, die Be- und Entladung der gespeicherten Energie, das Testing zur optionalen Verwendung der Batteriemodule im Second Life sowie den ADR-konformen Verpackungsservice direkt bei unseren Kunden.“ [Anmerkung: ADR bezeichnet ein Europäisches Übereinkommen über den grenzüberschreitenden Transport von Gefahrgut.] Europaweit unterstützt das Unternehmen aber auch bei der Bergung von havarierten Batterien und deren sicheren Transport sowie der Vernichtung von Batterie-Prototypen. „Unsere Kunden und deren Mitarbeiter wissen oft nicht, wie sie mit den ausgebauten Batterien sicher umgehen können. Hier kommen wir ins Spiel. Für den sicheren Umgang mit beschädigen Batterien, also das Sichern und Lagern, ist besonders geschultes Personal nötig“, erläuterte Nicole Jung-Dellori.
Perspektivisch plant DellCon den Aufbau eines Schulungs- und Kompetenzzentrums, „denn vielen in der Automobilbranche ist noch nicht klar, wie mit diesem speziellen Gefahrgut umgegangen werden soll“, erläuterte Markus Dellori. Dies sei auch besonders für Feuerwehren relevant, die im Fall eines Brandes gerufen werden. Problematisch sei, dass es bisher keine allgemeingültige Zertifizierung für den Umgang mit Lithium-Ionen-Batterien gebe, denn jede Branche betrachte nur ihre Tätigkeit, ergänzte Jung-Dellori. „Am besten wäre es, wenn branchenübergreifend einheitlich geschult werden könnte. Bisher ist dies noch nicht möglich.“ Andre Baumann versprach seine Unterstützung. Er erläuterte, dass er am Vormittag desselben Tages über die Umsetzung einer EU-Regelung zum Umgang mit seltenen und kritischen Rohstoffen, wie Lithium, im Landtag gesprochen habe. „Wir sind uns einig, dass wir die Firmen konsequent befähigen müssen, mit diesen Materialien einwandfrei umzugehen.“ Baumann versprach, eine Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Akteuren in der Automobilbranche herzustellen.
Baumann und die Reilinger Grünen informierten sich bei der Geschäftsführung auch zu den Bedenken der Reilinger Bürgerinnen und Bürger, die seit dem Brand bei DellCon im Dezember 2022 bestehen, und über die generellen Brandschutzmaßnahmen des Unternehmens. „Wir können die Unsicherheit der Bevölkerung nachvollziehen, es entstehen Ängste, wenn E-Autos oder deren Batterien brennen“, so Dellori. Die damals schon getroffenen Maßnahmen hätten jedoch Wirkung gezeigt, neben dem Verlust des aufgestellten Lagerzeltes mit Brandschutzklasse seien keine nennenswerten Schäden entstanden. „Die Schadstoffmessungen während der Löschung und das anschließende Bodengutachten waren ebenfalls unauffällig“, ergänzte Jung-Dellori.
Grüne loben strenge Brandschutzmaßnahmen bei DellCon und wünschen sich auch Schulung der Feuerwehren
„Die Brandschutzmaßnahmen werden immer strenger, das merken wir auch bei Vorschriften, an die wir uns halten müssen. Dadurch ist unser Betrieb aber so sicher wie möglich“, erklärte Dellori. Ab einer bestimmten Lagerhöhe wird das Vorhalten von Sprinkleranlagen gefordert, jedoch ist Wasser im Fall von gelagerten Batterien (Elektrokomponenten) allein nicht geeignet. Daher werden auf dem Betriebsgelände von DellCon je Container separate Feuerschutzeinrichtungen installiert. DellCon möchte in den nächsten Monaten auf dem Werksgelände in der Daimlerstraße ein Löschsystem einführen, bei dem Wasserleitungen und Rauchwarnmelder direkt in die Container gelegt werden, um so in einem Brandfall direkt steuern zu können, welcher Container geflutet werden soll. Ein weiterer Sicherheitsaspekt für die Mitarbeiter und Feuerwehrleute ist der Einbau einer Druckklappe, damit der entstehende Druck des Wasserdampfes bei den Löscharbeiten gezielt abgleitet werden kann und somit die Gefährdung von Menschen minimiert wird.
„Mit Ihren Ideen zeigen Sie Ihre Kompetenz und vor allem auch Ihr Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit gebrauchten Lithium-Ionen-Batterien unter dem Aspekt der Sicherheit. Dennoch müssen aber die Feuerwehren gerüstet werden, mit etwaigen Gefahrensituationen umzugehen, nicht nur auf dem Firmengelände, sondern überall da, wo Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz kommen“, betonte Lisa Dorn von den Reilinger Grünen.
Bei dem Unternehmensbesuch konnten die Teilnehmenden auch mit einem der Partner von DellCon sprechen. Philipp Freisler von encore, einem Corporate Start-Up der DB Bahnbau Gruppe, das mittlerweile mehr als 25 Mitarbeitende umfasst und aus alten Batterien neue Energiespeicher herstellt. „Auf dem Markt gibt es aktuell viele unterschiedliche Batterietypen. Automobilhersteller tauschen nach circa acht Jahren die Batterien aus“, erklärte Freisler. Damit diese in den encore Second Life Batteriespeicher eingebaut werden können, werden die Batterien demontiert und die restlichen Rohstoffe recycelt oder wiederverwendet. Das Batteriemodul wird einer Sicherheits- und Qualitätsanalyse unterzogen und die Restkapazität analysiert. In dem Second Life können die Batteriespeicher zum Beispiel als Speicher von PV-Anlagen weiter genutzt werden. „Wir setzen die Second Life Batterien auch als Pufferspeicher für zum Beispiel intelligente Wallboxen ein, um das Laden von E-Autos zu optimieren“, so Freisler.
(v.l.n.r.) Nicole Jung-Dellori, Simon Schell, Anna-Lena Becker, Dr. Andre Baumann, Lisa Dorn, Philipp Freisner, Jochen Rotter und Maja Jung bei DellCon
Anna-Lena Becker von den Reilinger Grünen stellte fest: „Mit ihren starken Partnern wie encore denkt die Firma DellCon weiter und schließt nicht nur direkt den Kreis zur Wiederverwertung, sondern setzt auch neue Maßstäbe in geteilten Arbeitsflächen.“ Dr. Andre Baumann, der nicht nur Landtagsabgeordneter im Wahlkreis Schwetzingen ist, sondern auch Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, ergänzte: „Ich bin dankbar, dass ein europaweit agierendes Unternehmen wie DellCon in meinem Wahlkreis in Reilingen tätig ist und sich wirtschaftlich positiv entwickelt. Dies trägt dazu bei, den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg mit Lithium und Akkus zu versorgen und dadurch die neue Mobilität voranzubringen. Wir brauchen starke, mutige und innovative mittelständische und familiengeführte Unternehmen wie Sie. Für diese gilt es sich weiterhin mit ganzer Kraft einzusetzen.“
Dieser Aussage schlossen sich auch die Reilinger Grünen an: „Wir sind stolz darauf, ein solch innovatives und umweltbewusstes Unternehmen in unserer Gemeinde zu haben. Sicher können wir in einigen Jahren weiter von der Unternehmensidee wertschöpfen“, so Jochen Rotter. „Die Ansiedlung von DellCon in Reilingen ist ein bedeutender Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und innovative Wirtschaft hier in unsere Gemeinde. Durch ihr Engagement in der Wieder- beziehungsweise Weiterverwendung von älteren Lithium-Ionen-Akkus und dem Recycling der wertvollen Rohstoffe von defekten derartigen Batterien trägt das Unternehmen nicht nur zum Umweltschutz bei, sondern stärkt auch unsere lokale Wirtschaft“, ergänzte Simon Schell.
Der Originalbericht ist hier zu finden.
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