Lithium-Ionen-Akkus sind stets Gesprächsthema, wenn es darum geht wie viel weiter ein E-Auto noch fahren soll. Doch was passiert mit Akkus, welche ausgedient haben, da sie defekt sind? Hierzu haben wir uns mit Markus Dellori von der Firma DellCon unterhalten. Dieser widmet sich mit seinem Unternehmen der fachgerechten Entsorgung von Elektroauto-Akkus und/ oder der Weiterverwendung der wertvollen Rohstoffe durch Recycling.
Hallo Herr Dellori, stellen Sie doch gerne in wenigen Worten ihr Unternehmen DellCon vor. Insbesondere in Hinblick auf die Arbeit mit defekten Lithium-Ionen-Akkus.
Unser Unternehmen hat sich auf den Transport von Lithium-Ionen-Batterien aus dem Segment der E-Mobilität sowie Speichermedien von erneuerbaren Energien spezialisiert. Eine ganz besondere Herausforderungen stellen die Batteriesysteme von E-Autos dar.
Die Batterien unterliegen den gesetzlichen Transportbestimmungen des ADR, da diese als Gefahrgut der Klasse 9 eingestuft sind. Ein Batterietransport ist somit immer auch ein Gefahrguttransport. Ein solcher Transport erfordert die Einhaltung besonderer Vorschriften und muss erhöhten Sicherheitsstandards gerecht werden. Hinzu kommen diverse Sondervorschriften in Bezug auf die am Transport beteiligten Personen. Hierzu gehört der Versender, der Verpacker, der Verlader der Beförderer usw.
Die Firma DellCon versteht sich als All-Round Dienstleister, der sich um die Einhaltung aller behördlichen Auflagen, Genehmigungen, Transport- und Entsorgungsnachweise kümmert.
Unser Personal ist hochqualifiziert im Umgang mit defekten und auch kritisch defekten Batteriesystemen. Bei diesen Transporten sind die Verpackungs- und Transportbestimmungen restriktiv geregelt und diese können nur mit Spezialequipment durchgeführt werden. Aus diesem Grund übernehmen wir das Verpacken und korrekte labeln der defekten Batterien beim Kunden vor Ort.
Bei Bedarf haben wir Kühlfahrzeuge im Einsatz um die neuen Batterien unter optimalen Bedingungen zu transportieren. Diese sind auch dann im Einsatz, wenn es sich um kritisch defekte Batterien handelt, da durch unsere besondere Tiefkühltechnik das Risiko eines Thermal Runaway drastisch minimiert werden kann. Durch den Einsatz von Tracking- und Trackingsystemen sind unsere Transporte unter ständiger Kontrolle.
Gefahrgut- und Abfallrecht spielen bei Ihrer täglichen Arbeit eine entscheidende Rolle. Dies bedeutet, nicht jeder darf Ihrer Arbeit nachgehen. Können Sie dies ein wenig erläutern?
Sobald die Batterien als gebraucht oder defekt deklariert sind, sind diese neben dem Gefahrgut (ADR) zusätzlich nach den Vorschriften des Abfallrechts zu behandeln. Um innerhalb Deutschlands diese Transporte Bundesländerübergreifend durchführen zu dürfen ist es erforderlich, dass das Transportunternehmen zusätzlich die Qualifikation zum zertifizierten Entsorgungsfachbetrieb nachweisen kann. Ein solcher Betrieb unterliegt der ständigen Überwachung der Akkreditierungsstelle und der Abfallbehörde.
Hierzu sind Betriebstagebücher zu führen und die Transporte bei der ZKS Abfall anzumelden und über das elektronische Nachweisverfahren abzuwickeln. Wenn ein Kunde darüber keine Kenntnis hat, und die defekten Batterien einem Transporteur übergibt, der nicht über diese erforderliche Erlaubnis verfügt, so begeht nicht nur das Transportunternehmen, sondern auch der Auftraggeber einen Gesetzesverstoß. Der Vorwurf der illegalen Abfallentsorgung ist keine Ordnungswidrigkeit, sondern eine Straftat und hat entsprechende Konsequenzen. Dies kann unter Umständen zu hohen Geldstrafen und zum Betriebsverbot führen. Besonders dann, wenn es sich um gefährlichen Abfall handelt. Hierzu beraten wir unsere Kunden ausführlich und sorgen mit unserer Expertise dafür, dass alle gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden.
Die Firma DellCon bietet somit ein Gesamtkonzept Logistik und kümmert sich um die fachgerechte Entsorgung von defekten Akkus. Wie läuft das im Detail ab, worauf muss hierbei geachtet werden? Können sie eine typischen Ablauf eines solchen Transport- und Entsorgungsauftrages beschreiben?
Nachdem der Kunde Kontakt mit uns aufgenommen hat gilt es spezielle Parameter des Auftrages abzuklären. Handelt es sich eine Batterie welche bereits auf dem Markt in einem E-Fahrzeug verbaut wurde, so gehört zu den Transportpapieren die UN-Prüfzusammenfassung 38.3. Aus diesem Dokument gehen wichtige Informationen wie der Hersteller, Energiewerte, Zellchemie und Zelldesign hervor. Zudem wird bestätigt, dass der Batterietyp verschiedene Test bestanden hat.
Zusätzlich zu diesem Dokument wird eine Beurteilung über den aktuellen Zustand der Batterie benötigt. Die muss von einem Sachkundigen ausgefüllt und unterschrieben werden. Wird in einem solchen Dokument eine Batterie als kritisch defekt deklariert, ist dies somit nicht transportsicher und kann nur unter Verwendung von speziellen dafür zugelassen Transportbehältern oder einer Einzelfestlegung der zuständigen Behörde transportiert werden.
Sobald diese Daten vorliegen, wird ein Streckenplan für den Transport erstellt, da diese Gefahrguttransporte einer Tunnelbeschränkung unterliegen. Zeitgleich klären wir die Zellchemie und nehmen Kontakt mit dem Recyclingunternehmen auf welches diese Zellchemie verarbeiten kann und freie Kapazitäten hat um den Auftrag anzunehmen.
Sobald alle Unterlagen komplett sind, wird der Abholtermin fixiert. Beim Kunden angekommen legt das Personal die PSA (Persönliche Schutzausrüstung) an und entlädt die Transportbehälter. Diese haben je nach Spezifikation bereits ein Eigengewicht von über 500 kg. Nach Überprüfung des Batteriezustandes wird diese durch unser Fachpersonal verpackt und gelabelt. Diese “Innenverpackung” unterliegt weiteren gesetzlichen Vorgaben. Hierzu gehören zwingende Eigenschaften wie das Brandverhalten oder die Fähigkeit zum Aufsaugen von Flüssigkeiten, oder die Umwandlung von giftigen Gasen und Dämpfen durch ein Gasmanagementsystem.
Je nach Transportauftrag wird die Batterie dann zum Recycling verbracht oder zum Hersteller zurück überführt. Dies ist oft dann der Fall, wenn es sich um sogenannte Prototypen handelt.
Neben dem Transport von defekten Lithium-Ionen-Akkus beschäftigt sich Ihr Unternehmen mit dem Dismantling von den BEV (Batteriesystemen). Würden Sie dies ein wenig näher ausführen?
Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt in Europa Leitanbieter der gesamten Wertschöpfungskette der E-Mobilität zu werden. Um diesen Zielen gerecht zu werden, forschen wir derzeit an einem Konzept zur optimalen Rohstoffrückgewinnung und Verwertung. An unserem zweiten Standort übernehmen wir für unsere Kunden das Dismantling von Batteriesystem bis auf Zellebene. Dies verbunden mit dem Ziel intakte Zellen der Batteriesysteme einer Second-Life Verwendung zuzuführen. Dieser Markt ist bislang noch nicht erschlossen und sind stolz darauf durch unsere Arbeit zum Fortschritt beitragen zu können.
Durch die zunehmende Zahl an E-Fahrzeugen erhöht sich auch die Rücklaufquote von gebrauchten, defekten oder beschädigten Batterien. Der Markt hat sich hierbei schneller entwickelt als die Kapazitäten der Unternehmen welche in der Lage sind, die Batterien zu recyceln. Aus diesem Grund machte es im Rahmen der Umsetzung der Ziele des Kreislaufwirtschaftsgesetzes Sinn die Batteriesysteme in die Einzelteile zu zerlegen.
So können Rohstoffe wie Aluminium und Kupfer dem herkömmlichen Recyclingprozess zugeführt werden und die teuren und selteneren Komponenten wie Lithium, Mangan und Kobalt einem speziell dafür ausgerichteten Verfahren. Ziel ist es somit das Recycling des gesamten Produktes kosteneffizienter zu gestalten.
Welches Geschäftsfeld wird für DellCon in Zukunft das Spannendere sein? Oder sind sie der Überzeugung, dass beide Bereiche Hand in Hand ineinander übergehen?
Wir sind davon überzeugt, dass die gesamte Wertschöpfungskette rund um die Transport- und Entsorgungslogistik nur dann optimiert werden kann, wenn die am Prozess beteiligten sich immer weiter vernetzen. Hierzu arbeiten wir an einem tragfähigen digitalen Konzept. Diese Datenbank soll zukünftig mehr Transparenz zwischen Angebot und Nachfrage schaffen. Gleichzeitig ist es erforderlich bei der zu erwartenden Menge an Batterierückläufern die Transporte und die Entsorgung kostengünstiger und vor allem effizienter zu gestalten.
Behördliche Auflagen und langwierige Genehmigungsprozesse erschweren die Skalierbarkeit der Recyclingvorhaben in der hierfür notwendigen Geschwindigkeit. Hierzu hat die Regierung bereits einiges an Forschungs- und Entwicklungsprojekten initiiert und wir sind stolz darauf ein Teil dazu beitragen zu können.
Vielen Dank für Ihre Zeit.
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